In der alten Küche
16. Oktober 2014 um 13:24 UhrSag, bist du im Zweifel?
In Sorge und in Hast?
In scheinbar auswegloser Seelennot?
Dann streich dir bei Zeiten
Großmutters Erdbeermarmelade
aufs frischgebackene Brot!
Hast du mal zwei Zeilen übrig?
17. August 2014 um 01:19 UhrÜbrig hab ich noch zwei Zeilen, die in meinem Geist verweilen.
Wann nur endlich kommt die Stunde, um sie einmal mitzuteilen?
Bin ich selbst denn in der Lage, teilweise – wenn auch wage –
mir für mich die Zeit zu schaffen? Das ist doch die wahre Frage.
Sicher kann man schnell mal eben Zeilen schreiben übers Leben.
Aber Lyrik wird’s doch nicht. Wem sollt mans zum Lesen geben?
Schreiben nur des Schreibens wegen? Liegt darin des Schreibers Segen?
Eher will ich für alle Tage meine Feder niederlegen!
Wenn ich Zeit find zum Verweilen, Zeit mich wieder mitzuteilen,
schreib ich gern auch mehr noch als zwei Zeilen.
Tintenklecksfass
17. Juli 2014 um 13:09 UhrUnentwegt treiben wir diese Zuflucht entlang
stranden hier, warten dort, halten doch nirgends an
stehlen dem Leben sein ureigenes Tintenklecksfass
bis die Farbe auf uns dann verblasst
Malen wir weiter Freiheit
dem Geist dunkles Gold
zeichnen Skizzen der Seele
wie ein Aschenkobold
tragen langsam dies Bildnis zu Grabe hinab
bis es drüben im Märchen erwacht
Leise tropfen die Sinne vom Himmel herab
am Fenster der Seele prasseln sie sorglos ab
drinnen packt der Wanderer sieben Sachen zusammen
und stürzt sich Tags drauf in die Flammen
Unentwegt treiben wir diese Sehnsucht entlang
tauchen hier, strömen dort, verdunsten doch irgendwann
stiehlt das Leben unser aller letztes Tintenklecksfass
erinnere mich so mein Herz nie verblasst
Die Fabel vom Weinen
14. Juni 2014 um 21:46 Uhr„Warum weinst du ?“ fragte die kleine Raupe den Schmetterling, der aus seinem Kokon geschlüpft war und auf dem Stängel der Schlüsselblume saß.
„Weil ich glücklich bin. Aus welchem Grund sonst sollte ich weinen ?“
Da lächelte die kleine Raupe und kroch zurück in ihre Höhle, um sich mit nebelfarbigem Garn zuzudecken und vom Weinen zu träumen.
Ich & Ich & all die anderen Ichs
4. Juni 2014 um 09:55 UhrIch & Ich & all die anderen Ichs
sind gekommen um die Bestie des Landstreichers zu sehen
uns tief in ihren Rachen zu schmeißen
denn mit nichts anderem kann sie gefüttert werden
Nach(t)forschung
27. April 2014 um 20:36 UhrDer Kopf explodiert
wie eine schnalzende Zunge
die auf Zeilen peitscht
Übermüdet an Bildern & Konzepten
nimmt er noch einmal richtig Schwung
sich tief einzubuddeln
unter die vielen Sandkörner aus Buchstaben
um von Schlaf und Nacht unentdeckt
im Lichte seiner eigenen Flamme weiterlesen zu können
… aus einem Brief an einen Freund
um 20:32 Uhr„Wendepunkte tun gut. Wir rammen unseren Anker in den Boden wie den Pflock in einen nicht greifbaren Vampir. Wir markieren Punkte auf der linearen Landkarte unserer Reise durch das Leben. Aber endlich rasen wir nicht, getrieben von der Sehnsucht, alles mitzunehmen bevor wir sterben – nichts auszulassen. Nein, hier an den Wendepunkten atmen wir tief durch, schlagen Wurzeln in den Boden und saugen die Nährstoffe, diese wichtigen Elixiere, auf in unseren Geist, unser Herz, unsere Seele oder in welche konstruierte Kammer auch immer. Ja, es sind alles konstruierte Kammern, mein guter Freund. Die Wirklichkeit ist immer gleichzeitig das, was sie ist und das was wir sehen. Wir nehmen immer nur einen Teil von ihr wahr, aber hier an den Wendepunkten, deren Klarheit uns wie ein lauwarmer Frühlingswind auf einer Bergspitze umweht – hier packen wir die Wahrhaftigkeit und erblühen. Und was fühlen wir uns geborgen, nah an der Quelle des Gipfels. Eine Quelle, die uns schon bald wieder mit hinab nehmen wird, tief im Tal in die Erde sackt und sich dort wandelt in einen reizenden Fluss der Unterwelt oder zu Wolken transformiert, um als kleiner Tropfen niederzufallen – wieder zurück am Wendepunkt, am Gipfel des Berges unserer Existenz.“
Der Würfel
5. Dezember 2013 um 22:40 UhrWie viele Augen hätte deine Zukunft
wie gewagt wäre dein Wurf
welche Sehnsucht würdest du setzen
Wir hatten fast zwei Wochen
ein Bündel mexikanischer Pilze
tanzende Wände
bunte Fratzen
& neonflackernde Lichtkegel
die unter uns vorbei rasten
Die Gesichter im Gras sahen uns zu
& wir lachten, lachten, lachten
Heute hätte ich Angst vor dieser Welt
der Würfel läge schwer und unbeweglich in meiner Hand
& vor dem Fallen hätte er Angst
besonders vor den Fallen hätte er Angst
Kammerspiele
5. April 2013 um 16:41 UhrDer Kopf steht nicht still
so still
still
still
Er pocht
und klopft
und quetscht
und drängt
die Zeit hinaus
ins randvolle Leben
Wer bist du wirklich
kopfloser Geist
schlaflose Seele
Wer wirst du sein
wenn die Freiheit dich vollendet